Lohnt sich ein eigener Server? Vor- & Nachteile

server_128 Lohnt sich ein eigener Server? Diese Frage lässt sich pauschal nur sehr schwierig beantworten.

Ein eigener Server oder vServer im Internet erfordert viel Know-How und kontinuierliche Arbeit. Sofern man es vermeiden kann, rate ich davon ab einen eigenen Server im Internet zu betreiben. Für den Betrieb einer Website empfehle ich shared Webhosting, oder wenn die Ansprüche höher sind, Managed Webserver zu nutzen. Gutes Shared Webhosting kostet 5 – 10 Euro im Monat und gute managed vServer bekommt man ab ca. 15-30 Euro. Shared Webhosting und managed Webserver sind eine enorme Arbeitserleichterung und meine persönliche Wahl bei fast jedem Webprojekt.

Sofern ihr aber sehr spezielle Server-Anwendungen laufen lassen wollt, bleibt einem oft nur die Option zum eigenen Server. Statt eines dezidierten Servers rate ich in den meisten Fällen zu virtuellen Servern (vServer): Bei vServern lassen sich die Rechenressourcen deutlich besser an die tatsächlich genutzten Ressourcen anpassen. Ebenfalls können vServer ausfallsicherer sein wenn man bei einem guten Anbieter ist. Denn ein Hardwaredefekt kann einen dezidierten Server für Stunden lahm legen, während vServer (je nach Anbietern) innerhalb weniger Sekunden auf einen anderen physikalischen Server umziehen können.

In diesem Artikel zeige ich welchen Vorteile und Nachteile eines eigenen Servers im Internet.
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Nachteile eines eigenen Servers

Einen eigenen Server hat man schnell gebucht, diesen einzurichten und zu betreiben ist aber viel Verantwortung. Denn bei einem eigenen Server könnt ihr für eventuelle Störungen (z.B. Versand von Spam) haftbar gemacht werden.

  • Sichere Konfiguration der Server-Anwendungen: Viele Server-Anwendungen sind leider standardmäßig unsicher konfiguriert. Ihr solltet daher für jede betriebene Serveranwendung überprüfen welche Sicherheitsmaßnahmen man vornehmen muss.
  • Sicherheitsupdates: Beim eingesetzten Betriebssystem als auch bei der installierten Software werden neue Sicherheitslücken auftauchen. Ihr müsst daher garantieren, dass für sämtliche Software auf dem Server Sicherheitspatches unverzüglich eingespielt werden.
  • Firewall, Intrusion-Detection-System etc.: Neben der sicheren Konfiguration der Anwendungen und der Installation von Patches sollte entsprechende Sicherheitssoftware wie beispielsweise eine Firewall oder ein Intrusion-Detection-System installiert und sicher konfiguriert werden.
  • Schutz vor Denial-of-Service (DoS) Angriffen: Server sind immer wieder Ziel von Angriffen die darauf abzielen euren Server zu überlasten. Dies kann beispielsweise durch Botnets passieren, die Millionen von Anfragen an euren Server senden. Betreibt ihr einen eigenen Server, so solltet ihr eine Strategie besitzen diese DoS-Attacken zu erkennen und abzuwehren.
  • Backups: Ihr solltet idealerweise täglich Backups eures Servers erstellen. Das Backup sollte nicht auf dem gleichen Server hinterlegt werden, da ansonsten ein Angreifer eure Daten und eure Backups löschen kann. Stattdessen benötigt ihr für die Backups eine externe Speichermöglichkeit, z.B. einen zweiten Server. Die Backups sollten selbst dann sicher sein, wenn ein Angreifer in euren Server eingebrochen ist.
  • Überwachung von System-Logs: Wie stellt ihr fest, dass auf dem Server kein Angreifer sein Unwesen treibt? Hierzu müsst ihr eine Strategie haben die Systemlogs auf ungewöhnliche Einträge zu überprüfen, die auf einen Angreifer hinweisen könnte.
  • Monitoring der Erreichbarkeit: Es wird passieren, dass Server ausfällt. Dies kann ein Hardwaredefekt sein, ein missglücktes Update oder ein gezielter Angriff von außen. Ihr müsst also mittels Server-Monitoring-Software sicher stellen, dass alle Dienste erreichbar sind. Bei einem Ausfall solltet ihr euch überlegen wie schnell ihr reagieren könnt um das Problem zu beheben. Denkt auch daran, dass der Ausfall evt. Nachts, am Wochenende, oder während eures Urlaubs passiert.

Ein eigener Server ist mir persönlich zu viel Aufwand, insbesondere da Ausfälle immer zu den ungünstigsten Zeiten passieren. Daher nutze ich für fast alle Web-Projekte shared Webhosting oder einen Managed Webserver. Nur für ein paar spezielle Anwendungen, die allerdings weniger kritisch sind, habe ich entsprechende vServer gemietet.

Vorteile eines eigenen Servers

Sofern euch die obigen Punkte nicht abgeschreckt haben, oder ihr spezielle Anforderungen habt, bringt ein eigener Server / vServer folgende Vorteile mit:

  • Betrieb beliebiger Server-Anwendungen: Bei shared Webhosting und managed Servern muss man die Server-Software nutzen, die der Anbieter bereit stellt. Installation eigener Server-Anwendungen, wie z.B. einem Redis-Server, sind normalerweise nicht möglich. Dies ist auch der Hauptgrund wieso sich einige dann doch für den Betrieb des eigenes Servers entscheiden.
  • Bessere Performance durch individuelle Konfigurationen: Shared Webhosting und managed Server kommen meistens mit einer Konfiguration, die flexibel für möglichst viele Kunden genutzt werden kann. Spezielle Anpassungen sind nicht möglich. Sofern man das Wissen hat, kann man über die Konfiguration der Server-Anwendungen ein deutliches Performance-Plus herausholen. Lässt man die Konfiguration aber in der Werkeinstellung, kann der Schuss nach hinten losgehen: Beispielweise sollte man bei MySQL einige Einstellungen vornehmen um einen schnellen Datenbankserver zu erhalten. Ohne diese Anpassungen kann der MySQL-Server unter Umständen sehr langsam sein, langsamer als bei gemanagten Servern.
  • Server-Caching-Mechanismen: Caching-Mechanismen sind bei shared Webhosting / managed Servern oftmals recht limitiert. Sofern man seine betriebe Applikation versteht, kann man über entsprechende Caching-Mechansim ein erhebliches Performance-Plus heraus holen. Beliebte Caching-Mechanismen für Webanwendungen sind z.B. Varnish oder Fastcgi-Cache von nginx. Die Einrichtung der Caching-Mechanismen kann aber einiges an technischem Wissen erfordern.

Dezidierter Server vs. virtueller Server vs. Cloud-Server

Für den eigenen Server kann man zwischen folgenden Varianten wählen:

  • Dezidierter Server: Beim dezidierten Server gehört euch ein physikalischer Server im Rechenzentrum des Anbieters. Ihr könnt die komplette Hardware-Power für eure Anwendungen nutzen. Gute dezidierte Server bekommt man ab 40 Euro / Monat.
  • Virtueller Server: Bei virtuellen Servern (vServer) werden auf einem physikalischen Server mehrere virtuelle Server betrieben. Dadurch lassen sich auch Server mit weniger Ressourcen buchen. Beispielsweise bei netcup erhaltet ihr gute vServer bereits ab ca. 3 Euro pro Monat, die ich auch selbst für einige Projekte nutze.
  • Cloud Server: Der Grenze zwischen virtuellem und cloud Server ist fließend: Server in der Cloud, z.B. bei Amazon Web Services oder Google Cloud, sind ebenfalls virtuelle Server. Cloud-Server zeichnen sich aber meistens dadurch aus, dass die Leistung stunden- oder minutenweise abgerechnet wird. Ebenso sollte man die Kapazitäten des Servers einfach erhöhen oder reduzieren können.

In den meisten Fällen rate ich zu virtuellen / cloud Servern. Dies begründet sich aus den Nachteilen bei dezidierten Servern:

  • Die benötige Rechenpower(CPU, RAM und Festplatte) muss i.d.R. vorab bekannt sein. Eine Änderung ist durch lange Vertragslaufzeiten sowie teilweise hohen Einrichtungsgebühren nicht so einfach möglich.
  • Eine Erweiterung / Reduzierung der Rechenpower bedeutet oft dass ihr einen neuen Server im Rechenzentrum erhaltet. Diesen neuen Server müsst ihr erneut einrichten und eure Daten migrieren.
  • Hardwareprobleme: Kommt es am Server zu Hardwareproblemen, so bedeutet dies meistens längere Ausfallzeiten. Denn erst muss das Hardwareproblem behoben werden, bevor euer Server wieder am Netz ist. Ähnlich wie bei einem Heim-PC kann man Pech haben und einen Server erwischen bei dem häufig die Hardware kaputt geht.

Diese Probleme hat man bei guten vServern / Cloud-Servern Angeboten nicht. Viele Anbieter sind dazu übergegangen kurze Laufzeiten anzubieten, z.B. gibt es viele Anbieter die vServer auf Stundenbasis oder gar Minutenbasis abrechnen. Eine Erweiterung oder Reduzierung der Rechenressourcen ist da oft einfach möglich. Diese Erweiterung / Reduzierung klappt oft mit minimaler Unterbrechung eures Servers, da der virtuellen Maschine einfach nur mehr Ressourcen zugewiesen werden müssen. Eine Neuinstallation des Servers oder eine Migration der Daten bleibt euch so erspart.

Da ihr bei vServern / Cloud-Servern keinen festen physikalischen Server habt, kann auf Hardwareprobleme deutlich besser reagiert werden. Bekannte Cloud-Anbieter (wie Amazon Web Services oder Google Cloud) ziehen die vServer bei Hardwareproblemen einfach auf einen anderen physikalischen Server um. Euer Server ist so bei einem Hardwareausfall nur wenige Sekunde nicht erreichbar, während ein Hardwaredefekt an eurem dezidiertem Server diesen über Stunden lahm legen kann.

vServer hatten früher ein negatives Image da die Rechenressourcen mit allen Kunden geteilt werden müssen. Hat man Pech, verbraucht der vServer eines anderen Kunden sehr viele Ressourcen und euer Server wird dadurch entsprechend langsam.

Die Virtualisierungssoftware hat sich mit der Zeit aber deutlich weiter entwickelt, so dass die guten Anbieter eurem vServer eine gewisse Performance zusichern können. Extreme Performance-Abfälle oder Schwankungen bemerkt man dann selten bis nie. Bei den Billiganbietern ist es aber leider weiterhin ein Problem, das zum Teil zu viele vServer sich den gleichen physikalischen Server teilen. Hier kann es zu einer schlechten Performance in Stoßzeiten kommen.

Managed Server

Da der Betrieb eines eigenes Servers recht arbeitsintensiv ist, bieten viele Anbieter Managed Server bzw. Managed vServer an. Hierbei erhaltet ihr die volle Power eines Server / vServers, das Management des Servers liegt aber in der Verantwortung des Anbieters. Auch kümmert sich der Anbieter i.d.R. um tägliche Backups, die auf externen Speichermedien sicher abgespeichert werden.

Normalerweise sind diese Managed Server für den Betrieb von Webanwendungen konzipiert. Auf dem Server ist entsprechende Software vorkonfiguriert (Web-Server, Datenbankserver, E-Mail-Server) und ihr könnt per Webinterface gewisse Einstellungen vornehmen, z.B. E-Mail-Konten anlegen oder Domains verwalten. Um die Pflege und die Sicherheit des Servers kümmert sich der Anbieter. Daher ist es bei managed Servern nicht möglich eigene Server-Anwendungen zu installieren oder die Konfiguration der Anwendungen umfassend zu ändern.

Für wen empfiehlt sich eine Managed Webserver

Für die meisten Nutzer ist ein Shared Webhosting-Angebot absolut ausreichend. Auch für meine Projekte nutze ich entsprechende Shared Hosting Tarife. Ein Upgrade zu einem Managed Webserver empfiehlt sich wenn ihr signifikante Umsätze mit eurer Seite erzielt oder wenn die Anforderungen eurer Seite zu hoch sind für Shared Hosting Tarife. Ein Managed Webserver führt meistens zu weniger Serverausfällen, da ihr die Ressourcen buchen könnt die ihr benötigt. Ebenso führt der Umstieg oft zu schnelleren Ladezeiten.

Eine beschleunigte Ladezeit sollte man nicht unterschätzen. Amazon fand heraus, dass bereits eine 100ms längere Ladezeit zu einem Umsatzverlust von 1% führt. Auch Google oder Mozilla Firefox haben einen starken Zusammenhang zwischen der Ladegeschwindigkeit und der Anzahl der Seitenaufrufe ermitteln können.

Den Umstieg auf einen Managed Webserver würde ich für Online-Shops ab ca. 5000 Euro Umsatz / Monat empfehlen. Für Content-Webseiten, z.B. basierend auf WordPress, würde ich den Umstieg ab ca. 200.000 Seitenaufrufe / Monat empfehlen. Dies sind natürlich nur grobe Richtwerte, aber bleibt man unter dieser Grenze ist man mit Shared Hosting Tarifen meistens gut aufgehoben.

Für den Einstieg sind insbesondere Managed vServer gut geeignet. Diese erhält man vergleichsweise Preiswert ab 20 Euro pro Monat.

Welche Eigenschaften sind bei Managed Servern wichtig?

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Die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines Managed Servers sind (sortiert nach Wichtigkeit):

  • Kompetente Server-Administratoren
    Die beste CPU oder der meiste Arbeitsspeicher hilft nicht, wenn die Server-Administratoren des Anbieters nicht in der Lage sind einen schnellen, sicheren und hoch-verfügbaren Webserver zu betreiben und zu warten. Das genutzte System auf dem Server sollte entsprechend abgesichert sein und auf Performance optimiert sein. Ebenfalls sollte der Anbieter schnell auf Störungen reagieren, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Leider lässt sich dieses Kriterium vor dem Kauf nur schwer überprüfen. Ich würde deswegen auf kurze Vertragslaufzeiten schauen und bei Problemen einen entsprechenden Umzug erwägen.
  • Arbeitsspeicher
    Eine der wichtigsten technischen Kriterien bei der Wahl eines Managed Servers ist der zur Verfügung stehende Arbeitsspeicher. Durch mehr Arbeitsspeicher kann euer Server, sofern richtig konfiguriert (siehe Punkt 1), einen erheblichen Performance-Boost erhalten. Ist der Server richtig konfiguriert, so kann die Datenbank wichtige Tabellen und Tabellen-Indizes im Arbeitsspeicher bereit halten. Ebenso kann der PHP Cache verwendet werden und die fertig kompilierten PHP-Files im Arbeitsspeicher bereit gehalten werden. Da hierbei der Zugriff auf die langsame Festplatte entfällt, könnt ihr so eine extreme Beschleunigung erzielen. Idealerweise passen sämtliche PHP-Files und eure Datenbank komplett in den Arbeitsspeicher.
  • CPU
    Nach dem Arbeitsspeicher, ist die Rechenleistung die wichtigste Komponente. Da ein Server tendenziell parallel mehrere Aufrufe abarbeiten muss, ist es besonders vorteilhaft, wenn der Server mehrere CPU-Kerne besitzt. So kann die Arbeit der verschiedenen Aufrufe bequem über die verschiedenen Kerne verteilt werden. Die Taktfrequenz der einzelnen Kerne ist dann eher nachrangig.
  • Festplatte
    Viele Anbieter werben mit besonders großen Festplatten im Terrabyte-Bereich. Sofern ihr den Server allerdings nicht nutzt um große Dateien, z.B. Filme, zu hinterlegen, dann bringt euch der Festplattenplatz relativ wenig. Wie im Artikel Wichtigste Kriterien für guten Webspace erläutert, ist der Speicherbedarf für viele Websites deutlich geringer als man denkt. Selbst große Webshops kommen oft mit 10GB Speicherplatz ganz gut hin. Viel wichtiger als die Größe der Festplatte ist die der Typ der Festplatte. SSD-Festplatten bieten hier deutlich schnellere Lese- und Schreibzugriffe. Idealerweise kommt der Server aber mit ausreichend Arbeitsspeicher, um sämtliche wichtige Daten dauerhaft im Arbeitsspeicher hinterlegen zu können. In solch einem Fall ist die Lesegeschwindigkeit der Festplatte zweitrangig.

Kosten eines Managed Servers

Der Preis richtet sich maßgeblich nach den benötigten Ressourcen. Gute managed vServer beginnen ab ca. 20 Euro pro Monat. Für einen dezidierten managed Server sollte man mind. 100 Euro pro Monat einplanen.

Meine Empfehlung ist es zuerst mit einem managed vServer zu starten, idealerweise von einem empfehlenswerten Anbieter. Man sollte bei der Auswahl des Anbieters darauf achten, dass man leicht die gebuchten Ressourcen erhöhen kann um so schrittweise herauszufinden wie viele Ressourcen man tatsächlich benötigt.

Der Ressourcenbedarf hängt maßgeblich von der Anwendungen, der Nutzeranzahl und den verwendeten Caching-Mechanismen ab. Betreibe ich diese Webseite (die auf WordPress basiert) auf einem vServer mit einem 1 CPU-Kern und 1 GB-RAM, so kann der Server ca. 10 Aufrufe pro Sekunde verarbeiten. Dies entspricht 36.000 Aufrufe pro Stunde. Aktiviere ich ein WordPress-Caching-Plugin (z.B. W3 Total Cache), so schafft der Server 40 Aufrufe pro Sekunde (144.000 Aufrufe pro Stunde).
Diese Werte können je nach Anwendung natürlich stark schwanken. Werden nur statische Inhalte ausgeliefert, schafft ein gut konfigurierter Server mit 1 CPU-Kern problemlos 10.000 Aufrufe pro Sekunde. Habt ihr eine sehr komplexe Datenbank oder eine schlecht optimierte Webanwendung, so schafft der eine CPU-Kern evt. nur 2 oder 3 Aufrufe pro Sekunde.